Interview mit Sebastian Sennebogen SENNEBOGEN - die dritte Generation
23.10.2019

Interview mit Sebastian Sennebogen

Die dritte Generation wächst. Wir sprechen mit Sebastian Sennebogen über den Einstieg ins Unternehmen, Aufgaben und zukünftige Herausforderungen und wie es sich anfühlt Verantwortung im Familienunternehmen zu übernehmen.

Sebastian Sennebogen im Interview

"Verantwortung übernehmen und die Zukunft der dritten Generation aktiv gestalten"

 

Die dritte Generation wächst. Wir sprechen mit Sebastian Sennebogen über den Einstieg ins Unternehmen, Aufgaben und zukünftige Herausforderungen und wie es sich anfühlt, Verantwortung im Familienbereich zu übernehmen.

Seit 2018 sind Sie auch offiziell in Verantwortung im Unternehmen - mussten Sie da überlegen oder war der Weg schon vorgezeichnet?

Im Grunde war der Weg schon etwas vorgezeichnet, es gab aber nicht den großen Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, sondern vielmehr eine Entwicklung. Bereits ab den ersten Praktika mit 15 Jahren während der Schulferien war für mich klar: Ich möchte die Familientradition im Unternehmen irgendwann aktiv mitgestalten. Und bis ich mich versah, war es dann auch schon so weit. Eine große Herausforderung, der ich mich gerne stelle.

Sie haben bereits andere Unternehmen kennengelernt, welche Eindrücke und Ideen nehmen Sie mit, was davon kann auch bei SENNEBOGEN zukünftig umgesetzt werden?

Meine bisherigen beruflichen Stationen waren allesamt bei größeren Firmen als wir es sind. Ganz prägend war dabei der Eindruck von starren, bürokratischen Strukturen und Prozessen. Es fehlen die spontanen, kurzen Entscheidungswege, die wir bei SENNEBOGEN leben. Für mich heißt das, wir sollten uns diese flexible Mittelstandsmentalität auch zukünftig bewahren. Konkret gesagt: Es braucht bei uns schon klare Prozesse, gleichzeitig braucht es aber auch die eine oder andere Hintertür. Denn wenn etwas schnell gehen muss, dann soll es das auch noch können. Gleichzeitig dürfen wir uns modernen Systemen nicht verschließen.

Gerade was die Steuerung unserer Geschäftsprozesse anbelangt, können wir von den großen Unternehmen noch lernen und die für uns sinnvollen Werkzeuge übernehmen. 

Mit der Multi Line hat SENNEBOGEN nicht nur eine Produktlinie, sondern einen neuen Unternehmensbereich etabliert. Welche Bedeutung hat dieser für das Unternehmen und Sie persönlich?

Für SENNEBOGEN ist die Abspaltung der Multi Line als eigenständiger Unternehmensbereich sinnvoll und notwendig. Schon beim Blick auf die Mechanik und den Aufbau der Maschine sowie von Seiten Steuerungstechnik unterscheiden wir uns doch maßgeblich von den anderen Produkten. Mit unserem eigenen Werk am Standort Wackersdorf betonen wir diese Eigenständigkeit. Von der Idee, sprich Entwicklung, über die Fertigung, bis zur Auslieferung der fertigen Maschine haben wir mit aktuell knapp 40 Mitarbeitern alles selbst in der Hand und können damit alle Entscheidungen kurzfristig und in enger Abstimmung miteinander treffen. Auch in Hinblick auf die Diversifizierung unserer Märkte und Produkte leistet die Multi Line einen wichtigen Beitrag für das gesamte Unternehmen und macht uns noch krisensicherer. Denn je breiter wir aufgestellt sind, desto sicherer überwinden wir globale Marktschwankungen auch weiterhin. Als Mitgeschäftsführer der Multi Line GmbH genieße ich als junger Mensch natürlich ein hohes Vertrauen, worauf ich schon stolz bin. Mit meinem motivierten Team habe ich hier optimale Gestaltungsmöglichkeiten, um die eigenen Ideen in die Tat umzusetzen.

Mit dem 355 ist der erste Schritt zu einer neuen Produktlinie getan - verraten Sie uns, wie es damit weitergeht?

Ich glaube, ich kann verraten, dass wir aktuell an der Entwicklung zweier kleinerer Modelle der Multi Line arbeiten. Heißen werden die Modelle 335 und 345, soviel sei schon gesagt. Anfang 2020 gibt es dann mehr Infos. Darüber hinaus steht nun der Umzug an den neuen Fertigungsstandort in Wackersdorf kurz bevor. Die Halle ist vorbereitet, die Montagelinien stehen und auch die Büros sind bald bezugsbereit. Grundsätzlich wollen wir auch zukünftig viel Zeit und Engagement in unseren Produktentstehungsprozess investieren, viel testen, Erfahrungen sammeln und unsere Stückzahlen kontinuierlich ausbauen.

Ihr Hauptarbeitsort ist in Wackersdorf, nach Straubing sind es rund 100 km. Macht sich das bemerkbar und ist es manchmal hilfreich, Abstand zur Firmenzentrale zu haben?

Eine leicht andere Mentalität haben die Mitarbeiter hier schon, verglichen mit Straubing. Noch pragmatischer, würde ich sagen. Weil es eben, abgesehen von der Multi Line, ein reiner Produktionsstandort ist, stellt sich tagtäglich die Frage: wie lösen wir Probleme besonders schnell, um auszuliefern. Mittlerweile fühle ich mich aber schon als richtiger Wackersdorfer und bekomme eher aus der Zentrale nicht mehr alles mit. Ein bisschen Abstand ist aber hilfreich, um sich auf seine Aufgaben konzentrieren zu können. Grob einmal pro Woche bin ich in Straubing für Meetings und Absprachen, sonst ist mein Tätigkeitspunkt hier. 

67 Jahre nach der Unternehmensgründung steht SENNEBOGEN gut da. Was ist das Geheimnis des Erfolges, und wie schaffen wir es, diese Entwicklung über die Generationen hinweg fortzuschreiben?

Einer der wichtigsten Erfolgsgrundsätze war und ist, meiner Ansicht nach, dass mein Vater und Onkel beide in ihren jeweiligen Themengebieten fachlich tief drinnen und auch in allen relevanten Entscheidungsprozessen eingebunden sind. Gleichzeitig war aber immer auch ein gewisses Bauchgefühl nötig, wenn es um wichtige Entscheidungen ging, ob man damals den Schritt in die USA und Ungarn wagte, oder heute, wenn es darum geht, wo und wie das neue Customer Service Center entstehen soll. Kurzum: unternehmerische Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand und einer Prise Optimismus zu treffen, ist das Erfolgskonzept. Heute wird SENNEBOGEN von Jahr zu Jahr größer. Es wird auch für mich immer schwieriger, an den wichtigen Themen dranzubleiben. Das ist die größte Herausforderung: Informiert zu sein, über die Themen an wachsenden Standorten, in neuen Abteilungen und dabei den Blick für das große Ganze nicht zu verlieren. Als dritte Generation werden wir sicherlich einen anderen Führungsstil haben als unsere Eltern, das ist klar. Viel wichtiger ist es aber, die grundlegende Arbeitsweise beizubehalten. Man muss den Überblick behalten und trotzdem im Detail immer voll informiert sein, um eigene Impulse geben zu können.

"Unternehmerische Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand und einer Prise Optimismus zu treffen, ist das Erfolgskonzept."

Sebastian Sennebogen
Geschäftsführer Multi Line GmbH

Als junge Generation denkt man anders, lebt anders, und hat andere Ziele als die Eltern. Aktuell erleben wir in den Medien eine äußerst aktive Jugend, nicht nur in Sachen Klimaschutz - ist das eine Entwicklung, die auch die Unternehmen zukünftig beschäftigen wird?

Natürlich ist es wichtig, dass sich die Jugend aktiv einbringt – überall. Schließlich müssen diese die heute getroffenen Entscheidungen und deren Konsequenzen zukünftig durchleben. Es hängt selbstverständlich immer stark von den jeweiligen Themen ab, inwieweit das uns als junge Leute auch direkt betrifft. Umweltschutz ist da sicherlich ein prominentes Thema, mit unseren Produkten bewegen wir uns heute schon in genau diesen wichtigen Branchen, wie beispielsweise im Recycling oder in der Holzbranche und leisten unseren Beitrag zu einem nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde. Gleichzeitig bewegen uns die Themen Energieeinsparung und alternative Antriebe auch schon seit Langem. Es ist sicherlich auch für junge Leute interessant, aktiv an Lösungen für eine umweltfreundliche, ressourcenschonende Baumaschine der Zukunft mitzuarbeiten. Mit unserer grünen Farbe und einer grünen Firmeneinstellung sind wir, glaube ich, gut aufgestellt, auch für die Zukunft.

Ganz persönlich: Worauf freuen Sie sich  nach der Arbeit oder wo trifft man Sie am Wochenende? 

Feierabend heißt bei mir mittlerweile oft, einfach gemütlich mit der Freundin Abend zu essen, oder den Abend gemeinsam auf der Couch ausklingen zu lassen. Eine regelmäßige Schafkopfrunde unter Freunden kommt auch manchmal ganz gelegen. Das Wochenende verbringen wir dagegen oft bei unseren Familien in Straubing. Sobald das Wetter nicht so gut ist, trifft man mich natürlich auch bei meinem Hobby in meiner Boulderhalle, die ich in Straubing im vergangenen Jahr eröffnen durfte.

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